Frau Holle

Von Sascha Löschner nach den Gebrüdern Grimm

„Wie Frau Holle zum Schnee kommt“

Stralsund- Es ist eines der klassischen Märchen der Gebrüder Grimm. Die früheste Erwähnung von Frau Holle gibt es sogar schon um 1012 in den Dekreten des Erzbischofs Burchard von Worms. Trotzdem kann man immer wieder neue Wege finden, die Geschichte zu erzählen. Ein aktueller Versuch ist die diesjährige Märchenproduktion des Theaters Vorpommern- passend zum 200. Jubiläumsjahr der Gebrüder Grimm. Den Spuren der beiden Brüder ist der Chefdramaturg Sascha Löschner bereits vor einiger Zeit gefolgt, als  er das Märchen für die Bühne überarbeitete. „Der Sagenstoff rund um Frau Holle ist europaweit verbreitet. Es ist interessant, dem nachzugehen.“ Wer wisse heute noch, dass früher an jedem Haus ein Holunderbusch stand, weil er Gesundheit brachte. Und eben dieser Strauch sei nach der germanischen Göttin Holda benannt, die Vorbild für Frau Holle war. „Der schneeweiße Blütenteppich des Holunders erzeugte im Volksglauben Frau Holles Verbindung zum Schnee“, erklärt Löschner. Den mythologischen Hintergrund wollte der Regisseur Arnim Beutel und das Inszenierungsteam erhalten. So schwebt Frau Holle anfangs etwas unheimlich als Wolkengeist im Himmel. „Zu Märchen gehört auch immer etwas Grusel“, hat Sascha Löschner bei der Lektüre erkannt. In Schulklassen und Kindertagesstätten haben Mädchen und Jungen insgesamt 120 Blumen für Frau Holles Wiese gebastelt. Um die Fantasiewelt perfekt zu machen, hat der neue Kostümbildner Torsten Schütte unter anderem einem Brot und Kuscheltieren Leben eingehaucht. […] Die Spielzeuge spiegeln den Charakter der beiden Schwestern Marie und Mariechen wider. „Bei Marie zeigt sich das schwere Schicksal von Stiefkindern in der Vergangenheit. Das war auch schon zu Grimms Zeiten ein Thema“, sagt Löschner. Der Regisseur Arnim Beutel wirft darüber hinaus auch einen satirischen Blick auf die Gegenwart. So gibt es nach dem Klimawandel keinen Schnee mehr. Der größte Traum von Mariechen ist es, Deutschlands Superstar zu werden. Die im Stück gesungenen Liedtexte wurden vom Dramaturgen selbst geschrieben. Sie sollen das Publikum zum Mitsingen anregen. Die Texte sind neben einem Brotbackrezept und Bastelanleitungen im theaterpädagogischen Begleitmaterial zu finden. […]
Nicole Müller
OZ, 8.11.2013

Inszenierung:Arnim Beutel
Ausstattung:Sabine Pommerening
Komposition:Sebastian Kemper
Musikalische Leitung:Sebastian Undisz
Dramaturgie:Sascha Löschner
Mutter, Frau Holle:Gabriele M. Püttner
Mariechen, Brot 1:Frederike Duggen
Marie, Brot 2:Susanne Kreckel
Teddy, Apfelbaum 2, Schneeballverkäufer:Dennis Junge
Robbie, Apfelbaum 1, Schneeschieberverkäufer:Felix Meusel
Fotos:Gunnar Lüsch/ MuTphoto
Premiere:9. November 2013
Theater Vorpommern