Am Horizont

von Petra Wüllenweber

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Drei Fragen an den  Regisseur Arnim Beutel

 Anhand einer engen Großvater-Enkel-Beziehung erzählt die Autorin Petra Wüllenweber in „Am Horizont“ davon, was eine Alzheimer-Erkrankung für die Betroffenen und ihre Familienangehörigen bedeuten kann. Was begeistert dich an diesem Stück?

Zunächst begeistert mich, dass es ein schöner, kluger und dichter Text ist, der die Zuschauer*innen – egal ob jung oder alt – ernst nimmt. Der Text biedert sich nicht an, sondern schafft es auf eine poetische Weise, mit dem Thema umzugehen. Es wird nicht die Krankheit erzählt, sondern die Veränderung einer Beziehung – und das macht es möglich, sich auf spielerische Weise dem Thema zu nähern.

 Den Großvater und seinen Enkel Janek verbindet die Leidenschaft für das Schwimmen – warum hat die Autorin ausgerechnet diese Sportart für ihre beiden Figuren ausgewählt?

Dafür muss ich etwas weiter ausholen, denn für mich ist der Gedanke wichtig, dass jeder Mensch in seinem Kopf mit sich selbst allein ist, d.h. grundsätzlich hat jeder Mensch seine ganz eigene, individuelle Wahrnehmung von Welt. Was aber passiert, wenn diese innere Welt allmählich verloren geht und für den an Alzheimer erkrankten Menschen die gewohnte Welt- und Selbstwahrnehmung ins Wanken gerät, die Haltepunkte verloren gehen und letztlich vollends im Nebel versinken. Als Metapher dafür hat die Autorin das „Wasser“ gewählt, die sich motivisch durch das gesamte Stück zieht – eine Metapher, die vor allem Assoziationsräume zur Unterwasserwelt öffnet, also zu einer Welt, in der sich alles anders anfühlt, in der einen Geräusche verlangsamt erreichen und Sprache nur noch als verzerrte Laute wahrgenommen wird.

 Wasser-Assoziationen weckt auch das Bühnenbild – was für einen Raum hast du gemeinsam mit dem Bühnenbildner Peter Sommerer entwickelt?

Die Herausforderung an das Bühnenbild ist, dass sich das Stück aus vielen kurzen Szenen zusammen setzt und ständig die Spielorte gewechselt werden – vom Schwimmbad in die Wohnung, dann in die Schule, zurück ins Schwimmbad usw. Also haben wir einen Raum erfunden, der es ermöglicht, diese Ortswechsel nur durch das Spiel und minimale Requisiten zu erzählen – und zugleich Assoziationen zu einem Schwimmbad mit Sprungturm und Beckenrand weckt. So ist ein offenes und zugleich in sich geschlossenes Bühnenbild entstanden, das den Lebenskosmos bildet, in dem sich die drei Figuren bewegen und begegnen.

(Die Fragen stellte die Dramaturgin Nadja Hess.)

Regie:Arnim Beutel
Ausstattung:Peter Sommerer
Dramaturgie:Nadja Hess
Es spielen:
JanekJakob Schleert
OpaLutz Jesse
AnnaPaula Dieckmann
Produktion:Theater Vorpommern
Fotos:Peter van Hessen
Premiere:2. Oktober 2024