Zwei Herren aus Verona

von William Shakespeare

TERMINE

Chatverlauf mit der Kostümbildnerin Gesine Völlm am Tag nach der Premiere:

„Liebe Frau Völlm, … vielen Dank für Ihre Glückwünsche. Ich bin sehr froh, dass es funktioniert – die Sache liegt mir sehr am Herzen und wir sind einige Risiken eingegangen. Um so glücklicher bin ich über den gestrigen Abend. Viele Grüße. Arnim Beutel.“

„Lieber Herr Beutel! Das glaube ich. So musikalisch inszenierte, fein getimte Abende sind ziemlich störanfällig. Aber der doppelte Boden ist sozusagen von Ihnen vorgesehen. Jederzeit sind diese kleinen Aussenbetrachtungen möglich und es können zur Freude des Publikums auch die Pannen mit eingebaut und ironisiert werden. Aber die gab es eben nicht. Leicht und sprühend hat sich das Ganze über sich selbst erhoben. Große Sache. Herzliche Glückwünsche auch an meine Kollegin: die Kostüme waren richtiggehend fabelhaft. Wie leichtfüßig und mit wie wenig präzisen Mitteln die Figuren gezeichnet waren – von Regie und Kostüm – Schon lange kein so schlaues, wendiges und witziges Theater mehr gesehen. Kein bisschen Angeberei. Ich kann mir vorstellen, dass das Ensemble so spielfreudig es ist, als basisdemokratisches Gefüge auch ganz schön in alle Richtungen davon galoppieren möchte und man sich manchmal vorkommt wie Ben Hur auf einem Streitwagen mit 6 Pferden, die Rennstrecke muss man sich aber selbst bahnen. Angepasst wirkt das Trüppchen jedenfalls nicht und das macht auch eine Qualität des Abends aus. Ich bedanke mich nochmal sehr herzlich für dieses seltene Theaterglück. Habe laut mitgejubelt! Herzliche Grüße! Gesine Völlm“

 

Gespräch zwischen Katharina Kwaschik und Arnim Beutel am Insulaner, 22. Mai 2023:

Was ist „Zwei Herren aus Verona“ für ein Stück?

Katharina: Schräg, so einzusteigen aber: Es ist unmöglich, die Handlung des Stückes zu beschreiben, ohne zu viel Verwirrung auszulösen und sich selbst nicht zu verzetteln. Es passiert so viel in dem Stück, dann doch scheinbar wieder nicht und das alles in einem irren Tempo. Mir kommt das Ding vor wie eine eingedampfte mehrteilige Seifenoperette, die dann leider mit dem Stempel „Unspielbare Komödie“ ausgestattet wurde und aus der deutschen Theaterrezeption gerutscht ist. Aber wenn man genauer hinschaut, entdeckt man feinsten und bisweilen klamaukigen Boulevard. Kann Shakespeare auch Boulevard – eine vielleicht etwas steile These…?

Arnim: Ja, na klar, wenn ich den Gedanken mal aufnehmen darf und weiterspinne: Ich habe von Ray Cooney „Außer Kontrolle“ inszeniert, das wird an deutschen Stadttheatern gern gemacht und ist eine Farce, keine Komödie. Eine Farce zeichnet aus, dass die Situation, in der sie entsteht, sehr realistisch ist und dann aber Dinge passieren, die so absurd sind, dass die Geschichte völlig wegfliegt. Man muss es genauso machen, wie es dasteht, sonst kommt man in Teufelsküche, weil alles ganz genau notiert ist, jeder Vorgang, wann welche Schranktür aufgeht und so weiter. Aber Ray Cooney hat interessanterweise auch gesagt, eine Farce steht der Tragödie näher als der Komödie. Und das ist für mich eine der spannendsten Entdeckungen, dass es für die Leute, die auf der Bühne sind, überhaupt gar nicht lustig ist. Sondern nur für die, die zugucken. Also nicht „lustig“, sondern komisch. Und das Lachen, ja, ist auch fast sowas wie eine merkwürdige Schadenfreude. Deshalb ja, klar, kann Shakespeare auch Boulevard. Würde sogar behaupten, dass das in einigen Stücken passiert.

Katharina: Wenn wir Leute reinlassen zur Premiere, dann ist ja eine Inszenierung bei uns immer noch nicht fertig, sondern dann sind wir an dem Punkt, dass man sagt, jetzt können die Zuschauer ihren Teil zum Wachstum der Inszenierung beitragen. Was ist das, was in dem Moment vor Deinem geistigen Auge für die Zuschauer zu sehen sein wird?

Arnim: Ich sehe Leute, die unglaublichen Spaß daran haben, das zu spielen, was sie da spielen. Das ist ja eigentlich eher die Meta-Ebene und das ist aber auch die Ebene, die sich extrem überträgt. Man schafft einen Raum für ein gemeinsames Spiel, wenn die Zuschauer dazukommen. Wenn man das erreicht, das wär so ein Traum. Man kann auch von außen drauf schauen als Theaterprodukt und dann hoffe ich darauf, dass ich Ecken und Kanten entdecke, dass man sieht, dass wir in den Genres springen, dass es schrecklich ist für die Figuren, was ihnen passiert. Ich denke da besonders an Valentin: der ist ein herzensguter Mensch, er ist halt nicht die hellste Kerze auf der Torte und dann passiert ihm das alles. Und eine Sylvia, die versucht, sich auf kluge Weise ein freies und selbstbestimmtes Leben zu schaffen, aber damit letztlich scheitert. Dass man diese Geschichten sieht und erkennt und daran einen Genuss hat, wie die Dinge sich entwickeln.

Katharina: Was sind die zentralen Fragen des Stückes?

Arnim: Was ist Liebe? Was ist Verbindung, Freundschaft? Ja, und vor allem: Was ist die eigene Vorstellung davon? Was ist das Ideal, das man vor sich her oder mit sich trägt? Wie geht’s auf oder nicht? Und es ist wirklich überraschend, wie genau Shakespeare beschreibt. Was toll ist, ist, dass die Dinge, wo ich beim Lesen wirklich dachte, das ist doch total langweilig, sich beim spielerischen Umgehen dann herausstellt, dass es überhaupt nicht langweilig ist und Dinge passieren, die sich beim Lesen nicht erschlossen haben. Shakespeare hat so genau beobachtet, der hat so geschickt die Reaktionen und die Muster der Figuren beschrieben. Da haben wir wirklich ein paar krasse Entdeckungen gemacht und Aha-Erlebnisse gehabt, woran man sehen kann, wie genau Shakespeare das notiert.

Katharina: Also ein Stück, das Aha-Erlebnisse ermöglicht über den Umgang der Protagonisten mit ihren jeweiligen Handlungsnöten oder Bedürfnissen. Man sieht Figuren, wie sie mit ihren menschlichen Tatsachen ringen angesichts der Situationen, in die sie geworfen werden.

Arnim: Und es ist kein Stück, nach dem man am Ende beruhigt sagen kann, wir haben daraus gelernt dass…

Katharina: Nee, es ist kein Lehrstück, sondern ein Stück über den Umgang mit dem „großen Gefühl“?

Arnim: Ja, es werden Figuren in Situationen geworfen und die müssen sich verhalten. Es ist eher so, dass ich ganz schnell dabei bin, auf eine freudvolle Weise mein eigenes Handeln zu hinterfragen. Nicht psychologisch, sondern praktisch und sinnlich. Mit einer großen Kraft, sich reinstürzend in die existenziellen Gefühle des Lebens. Der Liebesbegriff ist ja zu Shakespeares Zeiten noch recht neu. Also die Liebe als Grund zu heiraten kommt eigentlich sogar erst später. Aber Liebe als lebenssinnstiftendes Gefühl ist ja was, was Shakespeare anzweifelt. Er geht damit überhaupt nicht psychologisch um, sondern fast thesenhaft.

Katharina: Das macht Shakespeare generell aus, oder? Ein krasses Beispiel aus unserer Titus-Recherche. Wir gingen mit dem Urteil in die Arbeit, das Stück ist eine in der deutschen Theaterwelt ungeliebte Schlachteplatte. Ja, und es ist natürlich auch ein schreckliches Gemetzel, aber wie sich herausstellt, eben nur oberflächlich. Eigentlich geht’s die ganze Zeit um das Gegenteil. Also es geht immer um das, was fehlt, nämlich um die Abwesenheit von Mitgefühl und es geht um den Gegenentwurf des Friedens, der Lebensfreude als Kontrapunkt zur erzählten Situation, den Shakespeare hinterrücks mitliefert, ohne es vordergründig zu formulieren. Das passiert hier offensichtlich auch, es geht um die Antithese zu dem, was unsere Protagonisten als Liebe erachten.

Arnim: Ja, und diese Antithese zu vermitteln ist so schwer. Und letztlich brauchen wir eine Form eine Antithese zu setzen, ohne dass es zu einer Konfrontation führt, sondern dass man sie spaßeshalber mal mitdenkt.

Katharina: Das betrifft natürlich auch die Arbeit der Shakespeare Company Berlin. Ich denke gerade an das Thema „politische Vereinnahmung“, „Political Correctness“ und die Positionierungserwartung, die wir immer mal wieder spüren. Wir positionieren uns sowieso, und versuchen uns nicht vereinnahmen zu lassen von irgendeiner politischen oder gesellschaftlichen Anforderung, weil uns das in dem Vorhaben Shakespeares Komplexität oder auch Paradoxität zu vermitteln, behindert. Es ist aber auch ein Balanceakt, weil wir bestimmte Dinge und Themen nicht befeuern oder reproduzieren möchten, um dadurch wieder auf eine Position geschoben zu werden. Jetzt könnten wir mal schauen, was macht denn eigentlich das Spiel der SCB aus? Was ist Volkstheater und wie passt „Zwei Herren aus Verona“ da hinein?

Arnim: Was für mich ein zentraler Punkt ist, ist das Soziale, die krasse ungleiche Verteilung des Reichtums (und ich spreche nicht nur von Geld), die immer wieder kunstvoll ignoriert wird, wie ich finde. Darum geht’s in den Stücken Shakespeares immer. Und dass sich ein Theater überhaupt positioniert, ist völliger Schwachsinn, denn es kastriert sich selbst, wenn es sich positioniert. Und ich habe die Befürchtung, dass man die Unkenntnis entsprechender Kommentatoren aushalten muss. Und sowas wird sicher immer wieder formuliert werden, nicht wissend, dass das Theater sich sowieso positioniert. Das Theater nimmt eine Position ein, die für das Leben steht und nicht für Politik. Es steht für das Miteinanderauskommen, jenseits aller Prämissen, die politisch unterschiedlich gesetzt werden. Und das Wichtige am Volkstheater wäre dann eben, diese Ebene zu schaffen, auf der man sich trifft, ohne dafür verabredet gewesen zu sein und dann überrascht zu werden, oh, da geht’s plötzlich um Dinge des Lebens. Man kann sich ja viel vornehmen im Leben, aber letztlich passieren die Dinge.
Und zum Beispiel: Diese thesenhafte und merkwürdig analytische Auseinandersetzung mit der Liebe ist ja nicht Programm bei Shakespeare, das passiert ja einfach. Shakespeare tritt den Schritt zurück, ohne seine Figuren zu denunzieren und lässt uns draufgucken und das ist so faszinierend, bezaubernd, brutal und poetisch.

Katharina: Und es hat viele märchenhafte Züge…

Arnim: Ja, das ist spannend. Bei Shakespeare sind wir immer in Fantasieräumen. Romeo und Julia spielt nicht in dem Verona, sondern es spielt in einem Fantasie-Verona, es gibt Illyrien..Und das ist ja das Tolle, er entführt uns in eine andere Welt, und wir erkennen dort dann: Ups, das ist ja wie bei uns. Und ich glaube, das ist dann das Volkstheater. Ein Zuschauer, der in so ein Theater kommt, erwartet genau das: entführt zu werden aus der eigenen Welt und woanders hingebracht zu werden.
Das berühmte Gerede vom „Abholen des Zuschauers“ finde ich ganz schrecklich. Ich finde, der Zuschauer ist ja nicht gekommen, um abgeholt zu werden, er ist ja schon da.

Katharina: …er möchte mitgenommen werden…

Arnim: Ja, und das ist etwas ganz anderes. Weil damit mach ich den Zuschauer zum Idioten, wenn ich denke, der muss erstmal abgeholt werden.

Katharina: Neulich habe ich einen sehr erfahrenen Theater-Regisseur sagen hören, die sogenannten „großen Häuser“ (Staats- und Stadttheater) seien „Tempel der Angst“-

Arnim: Wow…ja…sind sie das geworden, oder schon immer gewesen?

Katharina: Vielleicht nicht schon immer gewesen, aber geworden in der Hierarchisierung und Bürokratisierung des Kulturbetriebs. Unser Volkstheater als Antithese zu den hiesigen Tempeln der Angst, wären dann Orte der Freude, des Spiels, des Spaßes?

Arnim: Ja, und ich würde direkt dagegensetzen: Ein Tempel des Mutes könnte das Volkstheater sein. Das hätte dann aber auch zur Folge, dass man den Shitstorm aushalten muss, wenn Leute bestimmte Dinge so sehen wollen, als Klischees, mit denen wir arbeiten oder einer politischen Unkorrektheit…Wenn Theater nicht politisch unkorrekt ist, dann braucht man es nicht mehr. Weil es muss sich entfernen aus den gesellschaftlichen Konventionen. Der Tempel des Mutes und der Mut verlangt die Kraft, genau diesen Mut auch auszuhalten…

Katharina: Und vielleicht als letzte Frage, was sagst du jemandem, um über die Arbeit der Shakespeare Company Berlin zu erzählen.

Arnim: Die Beschäftigung mit dem Autor im Vertrauen auf den Autoren, ich finde, das zeichnet die Shakespeare Company aus und die Lust daran, das auszuprobieren, was da drinsteckt. Und von diesem Fieber bin ich grad ein bisschen angesteckt.

Katharina: Das ist doch schön. Vielen Dank, lieber Arnim, für das Gespräch.

RegieArnim Beutel
AusstattungKathrin Hegedüsch
MusikHans Petith
ÜbersetzungMartin Molitor
DramaturgieJohanna-Julia Spitzer
MaskeLina Bollmann
Licht / TechnikRaimund Klaes
Es spielen:
Katharina Kwaschik
Caroline Siebert
Katja Uhlig
Michael Günther
David Nádvornik
Johannes Quissanga
Premiere3. Juni 2023
ProduktionShakespeare Company Berlin
FotosRené Löffler

Die verzauberten Brüder

Märchen in drei Akten von Jewgeni Schwarz

„… Regisseur Arnim Beutel lässt seiner schier überbordenden Fantasie freien Lauf, versieht jede Szene mit einem unerwarteten Einfall, wie dem gebrauchsuntauglichen Besen der Babajaga, der mal wie ein Moped laut knattert und dann endgültig absäuft, aber beim nächste Mal ohne Halt an der Hexe vorbeischießt … Wassilissa weiß sich zu helfen, vertraut auf die verborgenen Kräfte des Waldvolkes – hier in Gestalt von Scharik, dem Hund (Mona Luana Schneider) und Kotofei Murlewitsch, einem herrlich pompösen Kater (Alice Macura). Wie diese beiden jungen Schauspielerinnen aus dem Verhältnis von Hund und Katze ein hinreißendes Kabinettstück nach dem anderen zaubern, das spricht für die überbordende Spielfreude, die Arnim Beutel im Ensemble zu wecken versteht. Er selbst steuert für dieses Kunststück von Weihnachtsmärchen ein fahrendes Ei auf Hühnerbeinen bei, Babajagas Aussteiger-Single-Wohnung.
Dem Spielwitz kommt der Sprachwitz der überragenden Übersetzung des Stücks von Rainer Kirsch entgegen. Hier stimmt alles, um der zerstörerischen Gefahr einen Traum entgegenzustellen, der frei macht: „Ich habe geträumt, ich wäre wach.“ Damit fängt immer alles an.“ die-deutsche-buehne.de, Gunnar Decker, 28. November 2022

„ ‚Die verzauberten Brüder‘ von Jewgenij Schwarz, ins Deutsche übertragen von Rainer Kirsch, ist in der Tat eine Inszenierung, die die Zuschauer zu verzaubern vermag, ‚seien die Zeiten auch noch so dunkel‘    Was für den Regisseur Herzenssache ist, gilt nicht minder für die sechs Schauspieler. Sie spielen das Stück mit Leidenschaft und vielen Facetten, sodass ihre Figuren nicht eindimensional bleiben.    Arnim Beutel hat nicht nur inszeniert, sondern hat das Stück als zusätzliches Plus auch ausgestattet und dabei schöne Lösungen gefunden, wie das berühmte russische Hexenhaus der Babajaga, das sich auf Hühnerbeinen bewegt. Gleichwohl lenkt die Ausstattung nicht von dessen Botschaft und den Figuren ab. … Mit nicht enden wollendem Applaus bedanken sich die kleinen wie großen Premierenbesucher für dieses bezaubernde emotionale Theatererlebnis“           Volksstimme, 30.11.2022

„Das Publikum erlebt ein bestens aufgelegtes Ensemble, auch wenn mal Mini-Premieren-Pannen für noch mehr Spaß am Zuschauen und -hören sorgen. Höchst liebevoll hat das Inszenierungsteam an den Kostümen gebastelt. Selbstverliebt, laut und rotzig-dreist trumpft immer wieder der spielstarke und sehr agile Eric Eisenach auf. Er erfüllt alle russischen Märchen-Hexen-Anforderungen und wirkt mit diabolischem Lachen, Zahnlücken, krummer Nase, Kopftuch und einer Portion Hinterhältigkeit wie der Ur-Typ der Babajaga. Herrlich, wenn Eisenach mit seiner mobilen Hütte unterwegs ist, die letztlich zum Hexen-Knast wird. Es wabert Nebel, es kracht und blitzt bei ihren Auftritten immer mal wieder. Regisseur Arnim Beutel gelingt es zudem, immer wieder musikalische Zitate in die Handlung des bezaubernden Märchens einzuflechten. So singt man auf Russisch nicht nur Krokodil Genas „Geburtstagslied“, sondern spielt szenisch passend den „Säbeltanz“ aus der Gayaneh-Suite des Armeniers Aram ChatschaturjanDer Zauberwald ist aufgemalt, die mit wenigen Versatzstücken verzierte Vorbühne im Quedlinburger Großen Haus wird durchgehend als Spielfläche genutzt. Der Zauberwald öffnet immer mal wieder Durchgänge und Waldschneisen. Als Ausstattungsjuwel der Inszenierung erweist sich die Behausung der Hexe: Ein am Dach angeschlagenes Ei auf Rädern, ein rollstuhlartiges Gefährt mit den bekannten Hühnerbeinen, das zum Augengenuss, zum Hexengefängnis und Bühnenmobil stilisiert wird.“   Mitteldeutsche Zeitung, 29.11.2022

Regie / AusstattungArnim Beutel
DramaturgieRosmarie Vogtenhuber
Es spielen
WassilissaJulia Siebenschuh
Fjodor /
Kotofej Murlewitsch
Alice Macura
Igor / ScharikMona Luana Schneider
IwanuschkaFrederik Reents
BabajagaEric Eisenach
MischkaArnold Hofheinz
Assistenz / InspizienzMaja Borgmann
FotosRay Behringer
Premiere27.11.2022 in Quedlinburg
ProduktionNordharzer Städtebundtheater

Ausser Kontrolle

Farce von Ray Cooney

 

“ … eine herrliche urbritische Farce: Ray Cooneys `Außer Kontrolle´. Man könnte … dieses Geschehen in die Nähe akuter Machttempelherren legen, deren Leitmotto allerorten dem Titel zu entsprechen scheint. Doch Regisseur Arnim Beutel und sein Spieloktett widerstehen dem souverän – und das ist gut so. Denn die Farce als Nichtkomödie, gut erklärt im Programmheft, braucht keine Aktualisierung, sondern taktgenaues wie konzentriertes Spiel in herrlicher Hotelatmosphäre klassisch edler Elitenart. … eine höchst erquickliche Ensembleleistung, die zum Großteil auf der ausgeprägten Spiellust der Freiberger Brigade beruht.“ (Dresdener Neueste Nachrichten, 24. Juni 2022)

„Farcen werden leicht unterschätzt, zumal ein oder zwei nicht sehr gute im Umlauf sind, und weil einige Schauspieler, die es eigentlich besser wissen sollten, sie anders spielen, als sie, zum Beispiel, eine Tragödie spielen würden. Meiner Meinung nach, sind die besten Farcen grundsätzlich Tragödien. Die Stückanlage muss auf eine krasse Tragödie übertragbar sein. Tragik ist das Wesen der Farce … Es gibt absolut keinen Unterschied zwischen einem Mann, der in einer Farce seine Frau mit seinem besten Freund im Bett erwischt, und einem Mann, der in einer Tragödie seine Frau mit seinem besten Freund im Bett erwischt. Die Reaktion des Mannes sollte in beiden Stücken die gleiche sein. Der Unterschied besteht in der Reaktion des Publikums – nicht in der des Schauspielers! … Der Schauspieler in einer Farce muss auch lernen, den „Ball“ schnell weiterzugeben. Das Spiel in einer Farce ähnelt sehr dem eines Tennismatches: Du spielst besser, wenn dein Gegenüber dir den Ball gut zurückgibt.“ (Ray Cooney)

InszenierungArnim Beutel
AusstattungPeter Sommerer
Es spielen
Richard WilleyAndreas Kuznick
ManagerMichael Berger
KellnerAndreas Pannach
Jane WorthingtonSarah Bonitz / Tonja Gold
Ein KörperArnim Beutel
George PigdenPeter Peniaška
Ronnie WorthingtonRobert Kapelle
Pamela WilleyChiaretta Schörnig
Gladys FosterConny Grotsch
FotosJörg Metzner
Premiere16. April 2022 in Döbeln
Open-Air-Premiere17. Juni 2022 in Freiberg
ProduktionMittelsächsisches Theater

Maria Stuart

Friedrich Schiller

„ … ,Maria Stuart’ am Nordharzer Städtebundtheater ist eine Inszenierung ,aus einem Guss’. Arnim Beutel ist nicht nur Regisseur, sondern auch Ausstatter (Bühnenbild und Kostüm) in Personalunion. In seiner, auf sieben Rollen reduzierten, Fassung präsentiert Arnim Beutel eine konzentrierte schnörkellose Inszenierung des facettenreichen Trauerspiels. Weniger durch Effekte als bielmehr durch Text und Darstellung erlebt der Zuschauer ein Wechselbad der Gefühle zwischen Hoffnung auf alternative Lösungen und Resignation …

Trotz genereller Werktreue gibt es einige gewollte Brüche bei den stark farbigen Kostümen, die nicht durchgängig dem 16. Jahrhundert entsprechen und, neben dem Wort, auch äußerlich die handelnden Personen charakterisieren …

Die sieben Schauspieler, oft in Doppelrollen zu erleben, überzeugen mit einer starken Ensembleleistung …

Die Premiere von ,Maria Stuart’ im Großen Haus in Quedlinburg ist ein Abend der großen Gefühle … Das Publikum feiert Regisseur und Schauspielensemble mit lang anhaltendem Beifall.“

Von Renate Petrahn, Volksstimme vom 20.10.2020

 

 

„ … Arnim Beutel führt Regie in seiner selbstentworfenen Kulisse. Das Programmheft des Abends wirkt schmalbrüstig, das, was das Ensemble auf die Bretter bringt, ist es keinesfalls …

Ein Historien-Krimi läuft hier in einer auf rund zwei Stunden gestrafften Fassung ab, die Story von einer Unterschrift, die die Weltbühne verändert hat, mit Akteuren, deren Charakterzüge durchaus über das Spätmittelalter hinaus Bestand haben. Arnim Beutel legt nicht allzu stark Hand an, bleibt textlich recht nah an Friedrich Schillers, vor 220 Jahren am Weimarer Hoftheater uraufgeführten Trauerspiel, setzt aber in der Figurenführung durchaus eigene Akzente. Es geht um nichts Geringeres als das Ringen um Macht und den verzweifelten Kampf um die Hoheit. Dabei wirft das Stück immer wieder die Frage der Verantwortung von Herrschenden auf. Zu sehen ist ein Überlebenskampf, der geprägt ist von Missverständnissen, Liebe und Komplotten, der weit über den Zweikampf zweier Königinnen hinausgeht, die jede für sich eine Ära verkörpern, wenn Macht gegen Leben antritt …

Marias Blut spritzt an das weiße Laken. Das Urteil ist vollstreckt … Elisabeth steht ohne Kreuz unterm Kreuz – allein. Bis das Publikum in starkem Beifall ausbricht.“

Von Uwe Kraus, Mitteldeutsche Zeitung vom 21.10.2020

Inszenierung und AusstattungArnim Beutel
DramaturgieDaniel Theuring
Es spielen
ElisabethAnne Wolf
Maria StuartSwantje Fischer
LeicesterEric Eisenach
Shrewsbury / PauletArnold Hofheinz
BurleighStefan Werner Dick
Mortimer / DavisonJonte Volkmann
Hanna KennedyJulia Siebenschuh
ClownsEnsemble
FotosElisabeth Rawald
Premiere17. Oktober 2020
Nordharzer Städtebundtheater

Die Bremer Stadtmusikanten

F. K. Waechter nach den Gebrüdern Grimm

Termine

„Wie treffsicher Regisseur Arnim Beutel das bekannte Grimmsche Märchen inszeniert hat, beweist das Premierenpublikum. Die Fünfjährigen folgen gespannt lauschend den siebzig Spielminuten, nur mehrfach unterbrochen vom Beifall für eine gute Tat auf der Szene oder vom gemeinsamen lauten Chorgeschrei, das den Figuren einen guten Rat geben will. Ausstatter Peter Sommerer hat eine szenische Augenweide entfaltet. Der Weg nach Bremen lässt immer wieder neue, andere Landschaften sehen, einen riesigen Baumstamm, ein schmales Brett, das den Abgrund überbrückt. Die Darsteller der vier Tiere brauchen nicht viel Kostümverkleidung, vor allem lassen sie ihre Körper artgerecht sprechen.“

Roland Dressler, Döbelner Allgemeine Zeitung, 9.11.2019

 

Regie:Arnim Beutel
Bühne und Kostüme:Peter Sommerer
Musik:Toni Matheis, Raimund Huber
Dramaturgie:Matthias Wolf
Es spielen:
EselFarina Tollewski
HundAlmut Buchwald
KatzeAnna Bittner
HahnAnton Andreew
Müller, Katzenmann, PrimusPeter Peniaška
Schausteller, Bauer, SekundusAndreas Pannach
Kämpferin, Bäuerin, TertiaFranka Anne Kahl
Premiere: 6. November 2019
Mittelsächsisches Theater
Fotos:Jörg Metzner

Döner zweier Herren (Hunger integriert)

John von Düffel nach Carlo Goldoni

Termine

Ewig hungrig und zum Schreien komisch

… Nahe am Original hat Arnim Beutel derb-witzig ein mobiles Sommer-Theaterstück inszeniert, das minimalistisch mit drei Türen im typischen DDR-Design der 1970er Jahre, ergänzt um eine Pendel- und eine Drehtür an den Seiten der Bühne, ausgestattet ist. Nimmt man zur leichtfüßigen Regie die pfiffigen Kostüme (Ausstattung ebenfalls Arnim Beutel) plus überbordender, oft sich auch selbstparodisierender, Spielfreude des Ensembles dazu, dann sind die Erfolgskriterien komplett …

Volksstimme, 15. Juli 2019 (PDF)

 

Hunger macht erfinderisch: „Döner zweier Herren“ am Nordharzer Städtebundtheater

… Mit von Düffels „Döner zweier Herren“ in der Inszenierung von Arnim Beutel kommt eine Komödie ins Nordharzer Städtebundtheater, die viele Leute genießen werden. Nicht aufgrund des Namens oder wegen des möglich aufkommenden Hungers, sondern wegen des fantastischen Ensembles, welches die verzwickte Problematik mit viel Humor, Charme und sogar Intelligenz auf die Bühne bringt. Denn wer hier eine Komödie mit lauter Flachwitzen erwartet, der wird möglicherweise enttäuscht werden. Es sind vielmehr die Situationen und das Miteinander der Figuren, welche die Inszenierung zu einem besonders amüsanten Erlebnis machen … Dies gelingt Beutel mit seiner Besetzung hervorragend. Die Spielfreude der Schauspieler konnte selbst der immer wieder aufkommende Regen am Premierenabend nicht ruinieren … Das Publikum zeigte sich bei der Premiere begeistert. Es wäre nicht verwunderlich, wenn diese Komödie sich zu einem Kassenschlager entwickeln würde … 

Anna-Lena Kramer, 10. Juli 2019

 

Mitteldeutsche Zeitung, 9. Juli 2019 (PDF)

 

Regie /Ausstattung:Arnim Beutel
Dramaturgie:Daniel Theuring
Es spielen:
GundolfStefan Werner Dick
Rosi, seine TochterSwantje Fischer
Doktor LombardArnold Hofheinz
Siegfried / KellnerLutz Faupel
BeatriceAnne Wolf
Florian MüllerJonte Volkmann
BlondinaJulia Siebenschuh
KemalEric Eisenach
Fotos:Ray Behringer
Elisabeth Rawald
Premiere6. Juli 2019
Nordharzer Städtebundtheater

Drei Haselnüsse für Aschenbrödel

Bühnenfassung von Uli Jäckle nach dem gleichnamigen tschechisch-deutschen Märchenfilm von Václav Vorlíček und František Pavlíček

 Mit Nikolaus und Rosalie zum Fest

„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ feiert umjubelte Premiere

Kann ein beliebter Film-Klassiker wie „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ auf der Bühne funktionieren? Er kann! Und wie! Bei der Premiere des Märchens am Sonnabend im Großen Haus des Theaters Vorpommern waren die kleinen und großen Zuschauer restlos begeistert. Denn auch wenn die eigentliche Zielgruppe die jüngeren Besucher sind, hatten vor allem die älteren Besucher ihren Spaß.

Regisseur Arnim Beutel ist das Kunststück gelungen, dass man in der kurzweiligen Vorstellung schnell den Vergleich mit dem Film sausen lässt. Er habe zwar Respekt vor der Herausforderung gehabt, sagt Beutel, aber „je mehr man sich mit dem Stoff beschäftigt und immer weiter in das Bühnenstück eintaucht, desto mehr entfernt man sich vom Film.“ Die Herausforderung sei es gewesen, dass die Zuschauer, die Bilder, die sie vom Film im Hinterkopf haben, vergessen. Und das ist auf keinen Fall ein Nachteil, denn so haben die „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ am Theater Vorpommern eine ganz eigene Handschrift und kehren trotz allem immer wieder zum Film zurück. Was nicht zuletzt daran liegt, dass zum einen die Originalkompositionen von Karel Svoboda zu hören sind (Achtung! Ohrwurmgefahr!) und zum anderen beliebte Figuren des Films auf der Bühne nicht fehlen.

Das ist wohl einer der größten Clous, der dem Ensemble gelungen ist. Denn die heimlichen Stars auf der Bühne sind die Tauben Claudette (Felix Meusel) und Hansi (Marvin Rehbock) und – selbstverständlich – die Eule Rosalie. „Wir haben zwar nicht so viele Tauben wie im Film, aber unsere quatschen dafür mehr“, sagte Dramaturg Oliver Lisewski im Vorfeld. Und bei diesem Gequatsche lohnt es sich, genauer hinzuhören, sonst gehen die überraschenden Wortspiele schnell im Gegurre unter.

Zwar nicht so redselig, aber dafür liebenswert gestaltet, ist die Schlüsselfigur der Eule Rosalie – doch an dieser Stelle wird nicht alles verraten. In jedem Fall haben die Bühnen- und Kostümbildner Andrea Eisensee und Martin Fischer ganze Arbeit geleistet. Staunend verfolgten die jüngsten Zuschauer, wie schnell sich das Bühnenbild veränderte und aus dem Wald plötzlich der Ballsaal im Schloss wurde. „Wir versuchen, alles zu bewegen, was wir haben, und der ganze Zauber, der uns zur Verfügung steht, wird genutzt“, sagt Oliver Lisewski. Für ordentlich Stimmung auf der Bühne sorgten indes eine spiellustige Claudia Lüftenegger als Stiefmutter und eine im wörtlichen Sinne quietschvergnügte Sarah Bonitz als Dorchen. Die beiden zusammen auf der Bühne waren eine Wucht: an Wortgefechten, Farben und lustigen Szenen. Daneben die fast zarte und bezaubernde Feline Zimmermann als Aschenbrödel und Gregor Imkamp als heiratsmuffeliger Prinz. An seiner Seite als privater Lehrer Lutz Jesse, der dem Prinzen in der Bühnenfassung nicht nur ein prinzenwürdiges Winken beibringen möchte, sondern eine paar nette Lebensweisheiten mit auf den Weg gibt.

Das Fazit dieses Weihnachtsmärchens: Arnim Beutel und dem Ensemble des Theaters Vorpommern ist es gelungen, eine zauberhafte, ganz eigene Interpretation des Film-Klassikers auf die Bühne zu bringen.

Miriam Weber, Ostsee-Zeitung

KritikOstseezeitung, 19.11.2018

 
Regie:Arnim Beutel
Ausstattung:Andrea Eisensee, Martin Fischer
Musik arrangiert vonFrank Obermair nach Karel Svoboda
Dramaturgie:Oliver Lisewski
Choreographie:Thomas Böhmer
Regieassistenz/Inspizienz:Finja Jens
Soufflage:Bénédicte Gourrin
Es spielen:
Aschenbrödel:Feline Zimmermann
Gutsherrin, Aschenbrödels Stiefmutter:Claudia Lüftenegger
Dorchen, Aschenbrödels Stiefschwester:Sarah Bonitz
Prinz / Nikolaus / Knecht IgorGregor Imkamp
König / Magd Gerda:Tobias Bode
Königin / Rosalie / Magd Cilly:Anne Greis
Lehrer / Magd ChristlLutz Jesse
Taube Claudette / Ballgast / Knecht ReinhardFelix Meusel
Taube Hansi / Vincek / Ballgast:Marvin Rehbock
Fotos:Vincent Leifer
Premiere:17. November 2018
Theater Vorpommern Stralsund

Das Abschiedsdinner

von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière

„(…) 100 Minuten lang entspinnt sich zwischen den drei Figuren ein aufregender Meinungsaustausch – immer schnell, immer witzig, immer unvorhersehbar. Das Bühnenbild (Arnim Beutel) ist simpel – abgesehen von einer Garderobe, einer Topfpflanze, einem Sofa, Sessel und einem Tisch ist die Einrichtung des Ehepaars Lecoeur nur grob als Zeichnung skizziert. Einfach und ausreichend, denn die Drei Darsteller füllen die Bühne mit Leben. (…)“

Janna Fleddermann, Volksstimme

„(…) Das Publikum lacht amüsiert laut und viel, oft zu recht. Sprachwitz und Giftpfeile verschießen, aber auch die nachdenklichen Augenblicke gestalten, das gelingt dem Trio famos. ‚Tote Äste muss man abschneiden, wenn ein Baum nachwachsen soll’, doziert der Verleger Pierre. Doch das Weich-Ei Stefan Werner Dick, der sich aus gegebenem Anlass in einen Kaftan gewandet hat, findet mal wieder die Säge nicht. (…)“ „(…) So erlebt das Publikum in der ausverkauften Quedlinburger Neuen Bühne eine Analyse-Sitzung und einen Schlagabtausch zweier gestandener Männer, die alles hervorkramen, was sie lange verschwiegen haben. Mit sicher gesetzten Pointen genießen sie das beim teuren Jahrgangswein. Von manchen Menschen kommt man halt nicht los.“

Uwe Kraus, Mitteldeutsche Zeitung

Inszenierung / Ausstattung:Arnim Beutel
Dramaturgie:Daniel Theuring
Regieassistenz / Inspizienz:Charlotte Hohlstein
Pierre Lecoeur:Stefan Werner Dick
Clotide Lecoeur:Swantje Fischer
Antoine Royer:Arnold Hofheinz
Fotos:Ray Behringer
Premiere:10. Mai 2018
Nordharzer Städtebundtheater

Mama und Papa Pavian, Herr und Frau Mufflon und das Murmeltiermädchen leben zufrieden in ihrem Gehege, doch dann wird ein neuer Bär geliefert und stellt den Alltag und die Ordnung aller Zoobewohner auf den Kopf. Er stellt unbequeme Fragen über die merkwürdigen Zebrawesen auf der anderen Seite des Zauns und will der Ursache des üblen Gestanks auf die Spur kommen. Das passt den Gestiefelten sowie einigen Zoobewohnern gar nicht in den Kram. Und dann ist da auch noch das Nashorn und die Frage, was es sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute. Als der Bär es nicht länger aushält, fasst er einen folgenschweren Plan …

1994 wurden Teile des verschütteten und überwachsenen Zoos im Konzentrationslager Buchenwald freigelegt und sind heute wieder zugänglich. Jens Raschke hat mit „Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute“ ein Stück über die Frage: Bär oder Pavian? geschrieben.

Inszenierung: Arnim Beutel

Bühne und Kostüme: Maike Buschhüter

Dramaturgie: Sascha Löschner

Regieassistenz/ Abendspielleitung/ Inspizienz: Kathleen Friedrich

Soufflage: Luzie Hadlich a. G.

Fotos: Vincent Leifer

Es spielen

Erster / Murmeltiermädchen:  Anne Greis
Zweiter / Papa Pavian: Ronny Winter
Dritter / Der Bär: Tobias Bode /, Mike Hermann Rader a. G.
Vierter / Herr Mufflon: Manfred Ohnoutka / Mario Gremlich a. G.

Premiere: 18. März 2018 Theater Vorpommern

 

Der Weltverbesserer

von Thomas Bernhard

 Ein-Mann-Show eines „Scheusals“

Er ist ein Scheusal, und er weiß es. Am Samstag feierte das Hessische Landestheater Premiere mit Thomas Bernhards „Der Weltverbesserer“. Anschauen!

Marburg. Einsam hockt der Weltverbesserer in seinem ­weißen Nachthemd auf einem­ Lehnstuhl. Es ist eher ein Thron – und mindestens der steht ihm doch zu. Die Ehrenkette der Stadt Frankfurt hat er schon. Jetzt soll er noch Ehrendoktor werden. Schließlich hat er ein Traktat zur Verbesserung der Welt geschrieben, das die Abschaffung der Welt vorsieht. Es hat ihm Ruhm gebracht und Einnahmen. Doch niemand außer ihm versteht seine Abhandlung.

Alles bereitet dem Weltverbesserer Verdruss. Das Buch, das er gerade liest. Das Wetter, die Mäuse im Haus, die Dummheit der Welt, die Natur, der Süden, die Stadt, in der er lebt – überhaupt jede Stadt und ganz besonders Interlaken. Er hasst die Schweiz. Die Schweiz ist schuld an seinem Zustand, an seinen vielen vermeintlichen Gebrechen. Und er verabscheut die Menschen, ganz besonders die Frau, die er seit 20 Jahren herumscheucht, der er dauernd einander widersprechende Befehle hinterher schreit. Er nennt sie „seine Lebensgefährtin“, sein „notwendiges Übel“ und „verlogene Ratte“. Und sie nimmt alles hin. Jürgen Helmut Keuchel spielt diesen Misanthropen aus der Feder des Österreichers Thomas Bernhard, der selbst als äußerst schwierige Persönlichkeit galt. Bernhard sagte einmal, er habe­ seine Stücke immer nur für Schauspieler, nie für das Publikum geschrieben. „Der Weltverbesserer“ war gedacht für Bernhard Minetti – „wen sonst“. Erst nach Minettis Tod hat der störrische Autor das Stück auch für andere Schauspieler freigegeben hat. Jetzt spricht, flüstert, schreit und stöhnt Jürgen Helmut Keuchel diesen großen Monolog eines Mannes, der in seiner Eitelkeit nur schwer zu ertragen ist. Dennoch macht es ungeheuren Spaß, Keuchel dabei zuzuschauen, denn „Der Weltverbesserer“ ist eine witzige Tragödie (oder tragische Komödie) über einen gelehrten Idioten. 80 Minuten spricht fast nur Keuchel. Es ist eine unglaubliche Menge Text, die er bewältigt – noch dazu schwieriger Text, weil der Weltverbesserer permanent die Themen wechselt, während er auf die Honoratioren wartet, die ihm die Ehrendoktorwürde überreichen. Die Frau, mit einer geradezu teuflischen Engelsgeduld, gespielt von Insa Jebens, ist ein Spiegel dieses Egomanen. Man fragt sich vergeblich, was die beiden aneinanderkettet.

Regisseur Arnim Beutel und Ausstatterin Sabine Pommerening siedeln den „Weltverbesserer“ auf einer schmucklosen weißen, sich nach hinten verengenden Bühne an. Alles ist dem monologisierenden Haustyrannen untergeordnet. Wer Schauspieler-Stücke mag, sollte sich Jürgen Helmut Keuchel nicht entgehen lassen.

Oberhessische Presse, 12. September 2017  (Uwe Badouin)

Inszenierung:Arnim Beutel
Ausstattung:Sabine Pommerening
Dramaturgie:Franz Burkhard
Regieassistenz / Inspizienz:Twyla Zuschneid
SoufflageBernd Kruse
Es spielen:
Der Weltverbesserer:Jürgen Keuchel
Die Frau:Inga Jebens
Fotos:Andreas Maria Schäfer
Premiere:9. September 2017
Theater Marburg